|
|
Über die Göttervorstellung der Griechen Die mächtigsten Gottheiten der alten Zeit - wie Gaia (Gäa), die Erdmutter, Okeanos, der Weltenstrom, Zeus, der Wetter- und Himmelbeherrscher - waren Naturgötter. In ihnen verkörperten sich für die Menschen der Frühzeit die Gewalten der Elemente, denen sie gegenüberstanden. Ihren Willen zu enträtseln, sie durch Verehrung und Opfer günstig zu stimmen, war der Inhalt ihrer Religion. Im folgenden wird eine kurze Darstellung der Götterlehre gegeben, die den großen Dichtungen der Griechen im wesentlichen entspricht. Im Anfang herrschte, wie der Dichter Hesiod erzählt, das Chaos, die gestaltlose Leere. Ihm entsprang Gaia, die Erde, und Eros, die Liebe. Gaia erzeugte aus sich selbst Gebirge, Meer und Himmel und mit dem Himmel (Uranos) gemeinsam die Titanen. Der Titan Kronos beraubte seinen Vater Uranos der Herrschaft und verstümmelte ihn mit einer Sense. Aus dem Blut des Verwundeten erwuchsen die Rachegöttinnen (Erinnyen), die Giganten und Nymphen. Kronos, der die Herrschaft an sich gerissen hatte, vermählte sich mit der Titanin Rhea. Unter seinen Kindern ragen besonders Demeter und Hera, Hades und Poseidon hervor. Der jüngste seiner Söhne, Zeus, begann vom Olymp, einem Berg in der Landschaft Thessalien, den Kampf gegen Kronos, der mit dem Sieg des Olympiers endete. Zeus ist von nun an der Weltbeherrscher. Seinen Brüdern Poseidon und Hades überläßt er das Meer und die Unterwelt. Auf dem Olymp stehen die von Hephästos, dem Gott des Feuers und der Schmiedekunst, errichteten Götterpaläst. Sie ragen in den Himmel, an dem täglich der Sonnengott Helios und die Gestirne auf- und niedersteigen. Die Erde ist eine Scheibe und wird von Okeanos, dem Weltstrom, umflossen. Zeus, als Sohn des Kronos der Kronide genannt, lenkt Wolken, Schnee, Hagel, Donner und Blitz und ist der Ordner und Erhalter der Welt. Als Vollstreckerinnen seines Willens erscheinen Themis, die Ordnung und Sitte erhält, und Dike, die die Gerechtigkeit bewahrt. Seine Gemahlin Hera ist die Beschützerin der Ehe und der Familie. Athene, die Lieblingstochter des Zeus, ist besonders durch Klugheit und Mut ausgezeichnet. Sie lenkt der Geschicke der Völker im Krieg und Frieden, während die rohe Gewalt mehr durch den Kriegsgott Ares verkörpert wird. Phöbos Apollon ist der Gott der Weissagung, des Gesanges, des Saitenspiels und der Dichtkunst. Ihm verdankt außerdem das Gesetzwesen seinen Ursprung, er gründete Städte und Staaten und befreite die Welt von Ungeheuern. Seine Schwester Artemis ist die Göttin der Jagd, die Beschützerin der Herden und des Wildes. Aphrodite gilt als die Göttin der Schönheit und der Liebe; sie ist die Gemahlin des lahmen und häßlichen, dafür aber kunstreichen Hephästos. Hermes, der listigste und gewandeste der Götter, beschützt Handel und Verkehr, die Wanderer und Boten, aber auch die Diebe. Zu den Nebengöttern werden Helios (Sonne), Selene (Mond) und Eos (Morgenröte) gezählt. Ebenso die Winde: Boreas (Nord), Euros (Ost), Notos (Süd) und Zephyros (West). Der Liebesgott Eros, die neun Musen, die Mundschenke Hebe und Genymed, die drei Parzen und eine Reihe weiterer, weniger bedeutender Gottheiten bewohnen ebenfalls den Olymp. Tief im Meer thront Poseidon, der Beherrscher der Wogen, mit seiner Gemahlin Amphitrite. Unter einer Unzahl von Meer- und Wassergottheiten, zu denen Okeanos, Tethys, Pontos, Nereus und die Nerèiden gehören, ist er der mächtigste. Im Totenreich gebieten Hades und seine Gemahlin Persephone. Hier sind auch Hypnos (Schlaf), Thanatos (Tod), der Höllenhund Kerberus (Zerberus) und Charon, der Fährmann am Unterweltsfluß Acheron, zu finden. Demeter ist wie Gaia die Göttin der Erde. Sie ist Stifterin des Ackerbaus, der Feldfrüchte und des Gedeihens, aber auch der Sitten. Dionysos (Bacchus) wird als der Gott des Rausches, der Begeisterung und als Gebieter des Wahnsinns verehrt. Von dem dicken Zecher Silenos, von Satyrn und Mänaden begleitet, zieht er durch die Lande und verwirrt die Menschen. Auch einige der Zentauren, jener seltsamen Pferdemenschen, gehören zu seinem Gefolge. Der bocksfüßige Pan und Priapos sind ebenfalls ausgelassene, zu derben Späßen aufgelegte Gestalten, aber eigentlich eher Fruchtbarkeit verleihende Feld- und Herdengottheiten. Als letztes folgen die Nymphen. Unter ihnen gibt es auf den Bergen die Oreaden, an Gewässern die Najaden und in Bäumen die Dryaden. Von ihnen dachte man sich Berge und Täler, Flüsse und Quellen und die Wälder und Haine belebt.
|
|